JONATHAN FRANZEN
DIE 27. STADT
Die uninteressante Natur war uninteressant
«Es stürmt zum Obdachlosenverrecken» - und ich bin
froh, ein Buch aus der Hand legen zu können, das solche hirnrissigen Sätze
enthält. Für diesen und manchen anderen sprachlichen Lapsus mag der Übersetzer
verantwortlich sein, für den miserablen, total misslungenen Roman ist Jonathan
Franzen allein verantwortlich. Sein Erstling von 1988 ist das Schlechteste
zwischen zwei Buchdeckeln, was mir seit vielen Jahren in die Hände gekommen ist,
und das war nicht wenig.
Interessant ist genau genommen eigentlich nur die Frage, warum
dieser Roman fast unisono so verrissen wird! Sind wir alle, die wir dieses Buch als
grottenschlecht bezeichnen, dem Autor auf den Leim gegangen? Ist das Ganze
einfach nur surrealistisch? Oder ist es etwa ironisch gemeint, eine Satire, und
wir haben es nicht gemerkt, haben Hinweise darauf übersehen? - Natürlich nicht!
Er meint es ernst, der Autor!
Für mich das größte Ärgernis ist der absolut
unglaubwürdige Plot, eine wahrlich aberwitzige Konstruktion. Eine junge Inderin
wird Polizeichefin in St. Louis (sic!) und zettelt eine Verschwörung an, deren
letztendliches Ziel ebenso rätselhaft wie ominös bleibt. Ihren hartnäckigsten
Widersacher bekämpft sie, indem sie sein Familienglück komplett zerstört und ihn
damit zermürbt. Sie scheitert aber am Ende, weil das Referendum über die
von ihr betriebene Fusion von Stadt und Landkreis grandios misslingt. Was soll
das alles, fragt man sich erstaunt, denn man wird derartig mit erzählerischen
Details zugemüllt, dass man schnell jeden Überblick und erst recht jedes
Interesse verliert. Franzen spinnt in seiner naiven Gut-Böse-Sicht immer wieder
neue Erzählfäden, die irrationale Handlung mäandert noch üppiger als das
Mississippi-Delta, und als Krönung baut er auch noch unlogische und völlig
überzogene Thrillerelemente mit ein. Seine in Regimentsstärke aufmarschierenden,
meist unsympathischen Protagonisten sind widersprüchliche Figuren, deren
Absichten undurchschaubar bleiben.
Auch sprachlich ist der mit 670 Seiten recht dickleibige,
geschwätzige US-Roman ein einziges Fiasko. «Die uninteressante Natur war
uninteressant» erfahren wir verdutzten Leser vom tiefsinnigen Autor. Wie gut,
dass fünf Seiten später Franzen endlich fertig war mit seiner unsäglichen
Geschichte!
1* miserabel
- Bories vom Berg - 18. Februar 2013
® Schriftliche Danksagung eines Lesers
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