Begriffsbestimmungen Eckpfeiler des literarischen Terrains
Gattungen der Dichtkunst sind die erzählende Epik, die szenische Dramatik und die versgebundene Lyrik. Die für szenische Darstellungen auf der Bühne geschriebene Dramatik ist als reiner Lesestoff kaum gefragt, deshalb grenze ich sie aus, genau wie die in Versform geschriebene Poesie, die heutzutage ebenfalls nur eine sehr kleine Fangemeinde hat. Die in Prosa geschriebene Epik allein also soll uns im Folgenden näher beschäftigen. Stilmittel der Prosa und Werkzeug ihrer Autoren sind vor allem Wortwahl, Satzbau, Ausdrucksweise und Sprachrhythmus. In der Epik als erzählender Dichtung werden vorwiegend als vergangen angenommene Geschehnisse behandelt, die Erzählzeit ist daher meist das Präteritum. Der Epiker ist also nicht durch Grenzen von Raum und Zeit eingeengt wie der Dramatiker oder durch die Versform wie der Lyriker, er kann in beliebiger Sprachform erzählen, auch zeitdehnend oder zeitraffend, sich der Technik der Rückblende bedienen oder durch Vorausdeutung künftige Ereignisse vorwegnehmen.
Gegenstand der Epik ist fast immer der mehr oder minder zeitraffende Bericht. Nach dem Umfang der Texte unterscheidet man die Großepik mit den Formen Roman, Epos (Versform) und Saga (nordische Prosa) von der Kurzepik, zu der Novelle (streng gebaut), Erzählung (kürzer als Roman), Kurzgeschichte (knapp, pointiert), Anekdote (skizzenhaft), Fabel (lehrhaft) und die Parabel (moralisierend) zählen. Wichtigste Form im Rahmen meiner weiteren Ausführungen ist der Roman, im Englischen als «novel» bezeichnet, nicht zu verwechseln übrigens mit der Novelle, die auf Englisch «novella» heißt. Der Roman, die für uns weitaus wichtigste Epikform, das Wort leitet sich übrigens aus dem altfranzösischen Wort «romanz» ab, ist eine in Landessprache verfasste Erzählung, im Gegensatz zum früher ausschließlich in Latein geschriebenen gelehrten Schrifttum.
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