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Ortaia

Forum für niveauvolle Belletristik

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Randnotiz

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Das Buch als Sinnstifter

 

Wer die Website ortaia-forum.de besucht, wird gleich auf der Startseite mit dem provokanten Motto «Ein Leben ohne Bücher ist möglich, aber sinnlos» konfrontiert. Als Urheber dieses für die Literatur entsprechend abgewandelten, ironischen Sinnspruchs wird Loriot genannt, bei dem es allerdings sarkastisch (wer erinnert sich?) um Möpse ging, eine sehr spezielle Hunderasse. Anders als bei Loriot ist dieser originelle Sinnspruch hier aber völlig ernst gemeint. Warum?

 

Ohne Zweifel ist die Fähigkeit des Menschen, sich durch viele verschiedene Laute untereinander zu verständigen, der alles entscheidende evolutionäre Vorteil, der den Homo sapiens letztendlich mit seinem ausgeprägten Verstand von der Tierwelt unterscheidet. Den einzelnen Lauten entsprach eine bestimmte Bedeutung, die von allen Individuen verstanden wurden, zum Beispiel als Warnruf, Lockruf, Ausdruck von Wut oder Wohlbehagen. Durch Kombination verschiedener Laute entstanden komplexere Lautäußerungen und letztendlich die Stimme, mit der wiederum einzelne Worte und dann sogar ganze Sätze artikuliert werden konnten.

 

Erste Versuche, das Gesehene oder Erlebte dauerhaft festzuhalten, wurden vor mehr als fünfzigtausend Jahren in Form primitiver Höhlenmalerei realisiert, dargestellt wurden menschenähnliche Figuren und Tiere. Daraus entwickelten sich überall auf der Welt ab etwa 6000 v. Ch. Schriften, die anfänglich aus bildhaften Skizzen entstanden, die sich später zu Hieroglyphen weiter entwickelten, mit deren Hilfe dann auch komplexere Ereignisse dauerhaft festgehalten werden konnten. Damit war es den Archäologen  der Neuzeit möglich geworden, tausende von Jahren später historische Beschreibungen von Ereignissen in der Antike zu verstehen und richtig zu deuten.

 

Die zuerst in Stein gemeißelten Berichte über wichtige Ereignisse wurden später auf Papyrus geschrieben. Mit dem von Johannes Gutenberg am Ende des Mittelalters entwickelten Buchdruck konnte alles Schriftliche fortan beliebig vervielfältigt werden und wurde damit allen Menschen zugänglich, ein Quantensprung für die kognitive Weiterentwicklung der Menschheit.

 

Womit wir, man verzeihe den kleinen Umweg, nun endlich wieder beim dem Motto von der Sinnhaftigkeit sind, dessen Richtigkeit hier ja bewiesen werden soll. Egal ob gläubig oder atheistisch, jeder Mensch sollte sich bemühen, die Welt zu verstehen, die Rätsel seiner eigenen Existenz zu lösen. Nur dumpf vor sich hin zu leben, das Denken anderen zu überlassen, heißt ja nichts anderes, als weit unter den Möglichkeiten zu bleiben, die jeder von uns hat. Wer in den Himmel kommen will, wird bestimmt nicht daran scheitern, dass er durch eifriges Lesen seinen Horizont entscheidend erweitert hat. Literatur versetzt uns mühelos in andere Zeiten, andere Gesellschaften, andere Länder, andere Landschaften, aber auch in die Seelen und Köpfe anderer Menschen. So erweitern  wir ganz entscheidend unseren geistigen Horizont. Und genau das wird letztendlich mit dem Motto «Ein Leben ohne Bücher ist möglich, aber sinnlos» explizit ausgedrückt. q. e. d.

 

 

 

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