MICHAEL BUSELMEIER
WUNSIEDEL
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Metamorphose eines Miesepeters
Das Theater in der kleinen, fränkischen Stadt, nach der dieser Roman benannt
ist, eine saisonale Sommerbühne im Luisenburg-Felsenlabyrinth, auf der man im
Rahmen jährlich stattfindender Festspiele den »Götz von Berlichingen« und
ähnlich Volkstümliches spielt, nennt Michael Buselmeier «abstoßend,
heruntergekommen, eine subventionierte Abgeschmacktheit». Starker Tobak also,
was der Autor da so schreibt in seinem als Theaterroman deklarierten Werk mit
unverkennbar autobiografischem Hintergrund, kaum camoufliert jedenfalls. Bisher
nur von Wenigen hauptsächlich als neoromantischer Lyriker wahrgenommen, ist er
durch seine Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2011 nun auch einem
breiteren, zur Prosa hin orientierten Publikum bekannt geworden, zu dem ich mich
ausdrücklich auch selber zähle.
In
diesem Roman wird die Geschichte eines jungen Theatermenschen geschildert. Der
Ich-Erzähler Moritz Schoppe, Schauspieler und Regieassistent, scheitert grandios
- unpragmatisch wie er ist - bei seinem ersten Engagement, teils an den
selbstgesetzten Ansprüchen, aber auch an seiner Unbelehrbarkeit. Als Misanthrop
schimpft er nicht nur auf fast alles, was mit Theater zu tun hat, auch an der
Stadt Wunsiedel und an seinen Bewohnern lässt er kaum ein gutes Haar. Nur die
fränkische Natur und einige wenige Lichtgestalten des Theaters wie Gustav Gründgens lässt der Außenseiter gelten, bewundert außerdem fast grenzenlos
Wunsiedels Dichtersohn Jean Paul. Bei einer Aufführung von
Goethes «Torquato Tasso» fühlt er inniglich mit Will Quadflieg, «da litt ein Dichter, ein Fremder
genauso wie ich, an der Welt und an den Menschen».
Nach 44 Jahren kehrt der Gescheiterte,
inzwischen als Schriftsteller (sic!) tätig, an die Stätte seiner Niederlagen
zurück. Und findet wieder nur Negatives, die Verödung des Bahnhofs in Wunsiedel,
die Trübsal des Kurortes Alexandersbad mit Konzerten im Musikpavillon vor einem
größtenteils debilen Publikum. Alles ist ein einziges Scheitern, ein Desaster in
diesem Roman, der Frust ist riesengroß. Sogar Ulla, ehemalige Freundin, «notorisch erfolglos, so gut wie
nichts gelang ihr», wie er anmerkt, die Frau also, die ihn damals verlassen
hatte, stirbt einsam einen schlimmen Krebstod und wird, obwohl aus begütertem
Hause, in einem anonymen Grab beigesetzt. Ich dachte an dieser Stelle, da fehlt
jetzt eigentlich nur noch eine schadenfrohe Anmerkung im Sinne von «selber
schuld, wäre sie damals mal lieber bei unserem Romanhelden geblieben»!
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ein ausgewiesener
Solipsist vorgeführt werden soll, das literarische Alter Ego des Autors
vermutlich, der fast gar nichts gelten lässt neben sich. Benutzt man den Begriff
Kritik im kantschen Sinne für Analyse und Prüfung, schlägt die Rundum-Schelte
voll auf den Autor zurück. In einer holperigen, unbeholfen wirkenden Sprache, ja
im Stile eines Schüleraufsatzes wird die belanglose Geschichte eines
unsympathischen Außenseiters erzählt, ohne irgendwelche Höhepunkte, ohne jede
sprachliche Finesse, ohne einen Funken von Humor, üppig angereichert nur mit
kitschiger Naturromantik. Das alles ist wegen seiner miesepetrigen Stimmung sehr
unerfreulich zu lesen, es ist auch nicht wirklich bereichernd, man erfährt kaum
Neues in diesem langweiligen Plot. Positiv ist eigentlich nur, dass man nach
lediglich 158 Seiten das Buch erleichtert zuklappen kann.
1*
miserabel - Bories vom Berg - 20. März 2013
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