MARTIN SUTER
DER KOCH
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Geistige
Schonkost, kein Feinschmeckermenu
Ich habe den
Roman «Der Koch» von Erfolgsautor Martin Suter erstaunt zur Seite gelegt und
mich gefragt, warum ich bis zur letzten Seite durchgehalten habe. Hoffnung hatte
mir nach einigen wenigen Seiten die süffisante Schilderung der Kundschaft eines
Nobelrestaurants gemacht, gutsituierte ältere Herren verschiedenster
Profession, alle in Begleitung ihrer «großen, dünnen, blonden zweiten Frauen».
Nach «Die dunkle Seite des Mondes» hatte ich keine hohen Erwartungen an «Der
Koch», aber auf das Thema Kulinarik war ich denn doch neugierig. Und man will ja
auch jedem Autor seine Chance geben, vielleicht wird es am Ende doch noch
interessant, unterhaltend oder gar spannend, also lese ich fast immer alles brav
bis zum Ende. Leider kam nichts dergleichen, es blieb fade bis zum Schluss.
Gleich bei
der ersten minutiösen Beschreibung eines der kulinarischen Meisterwerke des
tamilischen Kochs und Protagonisten fragt man sich nach dem Sinn solcher
Rezepte, die ja wohl weit jenseits des Erfahrungshorizontes fast aller Leser
dieses Bestsellerautors liegen dürften. Und wer gar auf die Idee käme,
Derartiges nachzukochen, scheitert unweigerlich an der Beschaffung der
exotischen Zutaten, von den noch exotischeren Gerätschaften zu Herstellung
solcher Kreationen ganz zu schweigen, wer hat denn schon einen
«Rotationsverdampfer» in seiner Küche? Den einen oder anderen Leser mag der
Einblick in die Molekularküche vielleicht interessieren, für mich war es
jedenfalls sterbenslangweilig.
Bei Martin
Suter beliebte Versatzstücke wie Politiker, Nobelrestaurants,
Fünf-Sterne-Hotels, reiche Geschäftsleute und die begleitenden dienstbaren
Geister des horizontalen Gewerbes, die üblichen Verdächtigen also, finden sich
natürlich auch in diesem Buch, hinzu kommt hier die Problematik der Tamilen in
der Schweiz, Waffenschiebereien, der Bürgerkrieg in Sri Lanka, sogar die
Finanzkrise ist eingebaut. Mit diesen literarischen Zutaten und einfach
strukturierten, kurzen Sätzen schreibt Suter offensichtlich für eine ganz
spezifische Leserzielgruppe, für Leute nämlich, die schmökern wollen. Der Plot
lässt kein Klischee aus und plätschert spannungslos seinem vorhersehbaren Ende
entgegen, immer nach dem Motto «bloß keine Überraschungen». Die Figuren
bleiben allesamt seltsam farblos, man gewinnt keinen Zugang zu ihnen. Geistige
Schonkost also, kein Feinschmeckermenü.
Schade
eigentlich, denn als Nachttisch-Lektüre wäre das Buch durchaus geeignet, geht es
doch um die vorgeblich aphrodisische Wirkung von raffiniert zubereiteten
Speisen. Und so gelingt es dem Protagonisten zu Beginn des Buches denn auch auf
Anhieb, mit einem solchen Menu seine attraktive Kollegin ins Bett zu kriegen.
Als die sich am nächsten Morgen dann auch noch als Lesbierin outet und die Nacht
als einmaligen Ausrutscher bezeichnet, der sich niemals wiederholen wird, wird
dieses spezifische «Love Food» geradezu mystisch erhöht. Wer nach
dieser Einführung ins Thema im Weiteren aber prickelnde Lektüre erwartet, wird
bitter enttäuscht. Dieses Buch ist so unerotisch wie eine Geschichte von «Pippi
Langstrumpf», steriler geht es kaum. Und als beim Happy End die neue Freundin
des Kochs ihren Liebsten beim Frühstück fragt, ob er denn so ein «Love Menu»
auch mal für sie kochen würde, lautet dessen lakonische Antwort: «Nie». Das sagt
wohl alles, über den Protagonisten wie über den Autor.
1* miserabel
- Bories vom Berg - 08. Februar 2012
© Copyright 2012
Wolkenheldin
Antwort
Mein Urteil über diesen Roman bezieht sich nicht auf die
Kochkünste, von denen ich wahrlich nichts verstehe, sondern, wie immer bei
meinen Rezensionen, allein auf die literarische Qualität. Und die ist hier
eindeutig auf Tiefstniveau!
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A
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