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   19. November 2024

Clemens Meyer

Die Projektoren

2* mäßig

 

Masse und Komplexität als Manko

Der mit einigem Abstand ‹gewichtigste›, für den diesjährigen Deutschen Buchpreis nominierte Roman ist «Die Projektoren» von Clemens Meyer, acht Jahre habe er daran gearbeitet, lies er verlauten. Dass Masse nicht vor Klasse steht konstatierten die Juroren überdeutlich, indem sie Martina Hefters vergleichsweise «schmalbrüstigen» Roman gegenüber den 1041 Seiten von Meyers Epos literarisch .. [weiterlesen

   16. November 2924

Franz Friedrich

Die Passagierin

1* miserabel

 

Dystopische Zeitreise

Nach zehn Jahren hat der Schriftsteller Franz Friedrich seinen zweiten Roman veröffentlicht, der dann, wie schon sein Debüt, ebenfalls für die Longlist des Deutschen Buchpreises 2024 ausgewählt wurde. Es ist die ebenso originelle wie gewagte Kombination einer Dystopie mit einer sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft springenden Zeitreise für ausgesuchte Menschen. Ort der Handlung ist .. [weiterlesen

   13. November 2024

Iris Wolff

Lichtungen

2* mäßig

 

Eine gute Idee?

Der neue Roman von Iris Wolff ist auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2024 gewählt worden, ihr jüngstes Werk heißt «Lichtungen». Der kryptisch erscheinende Titel kommt im Romantext nur einmal vor, das Wort fällt eher beiläufig, in einem der vielen erzählten Gedankengänge des Protagonisten: «Erinnerungen waren über die Zeit verstreut wie ‹Lichtungen›. Man begegnete ihnen .. [weiterlesen

   8. November 2024

Donna Tartt

Der Distelfink

2* mäßig

 

Vom Problem der dicken Wälzer

An ihrem dritten Roman hat die bei uns kaum bekannte US-amerikanische Schriftstellerin Donna Tartt zehn Jahre lang gearbeitet. Was sich wohl auch gelohnt hat, denn ihr Opus magnum wurde von der dortigen Kritik euphorisch besprochen und erhielt den Pulitzer Prize des Jahres 2014. Die Idee zu der Explosion, mit der die Coming-of-Age-Geschichte des anfangs 13jährigen Theodore Decker beginnt, habe  .. [weiterlesen

   3. November 2024

Andrew Sean Greer

Mister Weniger

4* erfreulich

 

Literarisch hochstehender Schwulenroman

Der Roman «Mister Weniger» des US-amerikanischen Schriftstellers Andrew Sean Greer wurde 2018 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. «Ein großzügiges Buch, musikalisch in seiner Sprache und weit ausgreifend in seiner Struktur. Es handelt vom Älterwerden und von Wesen und Natur der Liebe» heißt es in der Begründung der Jury. Der Roman zählt zum Genre der autofiktionalen Erzählungen, bei dem Protagonist  .. [weiterlesen

   1. Oktober 2024

Zora del Buono

Seinetwegen

1* miserabel

 

Literarisch ein Zwitter

Das Memoir «Seinetwegen» der Schriftstellerin Zora del Buono befasst sich mit der Leerstelle in ihrem Leben, welche sich aus dem Unfalltod ihres Vaters ergeben hat. Ihr Buch wurde für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert und in den Feuilletons positiv kommentiert. Der 33 Jahre alte Radiologe am Kantonsspital in Zürich, Dr. med. Manfredi del Buono, starb am 18. August 1963 im Alter  .. [weiterlesen

   29. Oktober 2024

Colson Whitehead

Underground Railroad

4* erfreulich

 

Magisch-realistischer Sklavenroman

Mit seinem Roman «Underground Railroad» hat der farbige US-amerikanische Schriftsteller Colson Whitehead 2017 den Pulitzerpreis gewonnen und einen riesigen medialen Wirbel ausgelöst. «Ich mag es, mir seltsame Dinge auszudenken» hat er im FAZ-Interview erklärt, und dazu gehörte für ihn dann auch die Frage: «Was, wenn es die Underground Railroad wirklich gegeben hätte»? Er habe dann  .. [weiterlesen

   25. Oktober 2024

Benedict Wells

Vom Ende der Einsamkeit

4* erfreulich

 

Die Macht des Schicksals

Der Roman «Vom Ende der Einsamkeit» des Schriftstellers Benedict Wells widmet sich dem Thema Verlusterfahrungen und der daraus resultierenden Einsamkeit am Beispiel dreier Geschwister, die durch den frühen Unfalltod ihrer Eltern zu Waisenkindern werden. Der ursprünglich wohl als Opus magnum gedachte, mit 800 Seiten sehr üppige Roman wurde schließlich auf knapp 360  .. [weiterlesen

   23. Oktober 2024

Jane Austen

Stolz und Vorurteil

5* erstklassig

 

Auch heute noch

Zum Olymp belletristischer Literatur gehört unangefochten der 1813 erschienene Roman «Stolz und Vorurteil» der britischen Schriftstellerin Jane Austen, und das, obwohl inzwischen mehr als 200 Jahre vergangen sind. Lohnt es sich denn, den immer wieder neu aufgelegten und vielfach neu verfilmten Roman heute noch zu lesen? Unbedingt, und zwar weil er sowohl von seiner Thematik her  .. [weiterlesen

   20. Oktober 2024

Martina Hefter

Hey guten Morgen, wie geht es dir

4* erfreulich

 

Love-Scammer vs. Performerin

Die Gewinnerin des diesjährigen Deutschen Buchpreises, die Schriftstellerin und Performerin Martina Hefter, hat mit ihrem Roman «Hey guten Morgen, wie geht es dir» einen zeitgemäßen Text vorgelegt, über den es in der Begründung der Jury heißt: «Auf faszinierende Weise verbindet der Roman zermürbenden Alltag mit mythologischen Figuren und kosmischen Dimensionen, er navigiert zwischen Melancholie  .. [weiterlesen

   16. Oktober 2024

Mithu Sanyal

Antichristie

1* miserabel

 

Wirres Roman-Konstrukt

Der zweite Roman «Antichristie» von Mithu Sanyal ist für den Deutsche Buchpreis 2024 nominiert worden, hat es also wie ihr Debüt «Identitti» ebenfalls auf die Longlist geschafft. Dabei ist es aber, wie auch schon 2021, dann geblieben. Thema des neuen Romans dieser Autorin mit indischen Wurzeln ist der britische Kolonialismus und die Gewalt, die er hervorgerufen hat. Die der Autorin in manchem ähnelnde Protagonistin  .. [weiterlesen

   12. Oltober 2024

Markus Thielemann

Von Norden rollt ein Donner

3* lesenswert

 

Schäferidylle kontra Wolf

Es sind ganz verschiedene Motive, die den Schriftsteller Markus Thielemann dazu bewogen haben, seinen zweiten Roman «Von Norden rollt ein Donner» zu schreiben, wie er in einem Interview mit den NDR erklärt hat. «Ich schreibe gerne über Landschaften» hat er über sein Grundthema gesagt. Und in zweiter Linie sei der Wolf für ihn eine Inspiration zum Schreiben gewesen, «die Idee von Idylle und Gewalt»  .. [weiterlesen

   10. Oktober 2024

Joshua Cohen

Die Netanjahus

5* erstklassig

 

Persiflage über unausrottbare Aversionen

Der amerikanische Schriftsteller Joshua Cohen hat für seinen Campusroman «Die Netanjahus» mit dem Untertitel «oder vielmehr der Bericht über ein nebensächliches und letztendlich sogar unbedeutendes Ereignis in der Geschichte einer sehr berühmten Familie» den Pulitzerpreis für das Jahr 2022 erhalten. Erzählt wird eine groteske Geschichte, die literarisch auf der Höhe des vergleichbaren  .. [weiterlesen

   7. Oktober 2024

Denis Scheck

Schecks Bestsellerbibel

3* lesenswert

 

Zwischen Jubel und Verriss

Mit dem Titel «Schecks Bestsellerbibel» suggeriert Denis Scheck, Deutschlands bekanntester Literatur-Kritiker, gleich auch noch den Begriff Papst als unfehlbare Autorität an der Spitze einer gläubigen Leserschar. Durch seine Aktivitäten in Rundfunk und Fernsehen ist er zweifellos der populärste Vertreter seiner Zunft in der Nachfolge des unvergessenen Marcel Reich-Ranicki. Der ist  .. [weiterlesen

   6. Oktober 2024

Nora Bossong

Reichskanzlerplatz

1* miserabel

 

Geschichte zweier Opportunisten

Eine schillernde Figur, Magda Goebbels, steht im Mittelpunkt des neuen Romans von Nora Bossong, Protagonist und Ich-Erzähler jedoch ist Hans Kesselbach, ein Homosexueller, mit dem sie in jungen Jahren kurzzeitig eine Affäre hat. Entlang der deutschen Geschichte von 1919 bis 1945 schreibt die Autorin über die «Vorzeigemutter» des Dritten Reichs, von der außer ihrem Abschiedsbrief an den ältesten  .. [weiterlesen

   4- Oktober 2024

Maren Kames

Hasenprosa

1* miserabel

 

Polarisierendes Experiment

Mit dem Titel «Hasenprosa» spielt die Schriftstellerin Maren Kames in ihrem neuen Roman auf das weiße Kaninchen in dem berühmten Kinderbuch «Alice im Wunderland» an, ein Langohr fungiert nämlich auch hier als literarischer Sidekick. Womit eines schon mal geklärt ist, eine realistische Erzählung wartet da nicht auf den Leser. Dieses experimentelle Buch ist ein virtuoser Parforceritt durch die  .. [weiterlesen]

   1. Oktober 2024

André Kubiczek

Nostalgia

3* lesenswert

 

Hier also bin ich

Der stark autografisch inspirierte Roman «Nostalgia» des Schriftstellers André Kubiczek, dessen Mutter aus Laos stammte, beginnt wie eine Coming-of-Age-Geschichte, um dann aus laotischer Perspektive ein Frauenschicksal zu schildern, wie es beklemmender kaum vorstellbar ist. Ohne aber, trotz des Titels, nostalgisch verklärt zu sein. Die ersten zwei Teile der vierteiligen Erzählung schildern aus der Sicht Andrés dessen  .. [weiterlesen]

   23. September 2024

Daniela Krien

Mein drittes Leben

4' erfreulich

 

Trauer ohne Larmoyanz

Der vierte Roman der Schriftstellerin Daniela Krien mit dem Titel «Mein drittes Leben» behandelt nicht weniger als die Vergänglichkeit des Menschen und seine oft vergebliche Suche nach Glück. Er gehört zu dem heiklen Genre der Trauer-Romane, ohne aber ganz in Pathos zu versinken, wie das bei dieser Thematik allzu häufig der Fall ist. Seit der Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2024 gilt  .. [weiterlesen]

   21. September 2024

Ulla Lenze

Das Wohlbefinden

1* miserabel

 

Nachhilfe beim Okkulten

Ulla Lenze hat ihren für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman mit «Das Wohlbefinden» betitelt, eine für bestimmte Therapien ebenso bedeutsame wie utopische medizinische Grundbedingung. Ihre eigentliche Thematik aber ist der Okkultismus, der im zu Ende gehenden Kaiserreich nicht nur in den höheren Kreisen Deutschlands eine Hochblüte erlebt hat. Vom Vorabend des Ersten Weltkriegs bis hin  .. [weiterlesen]

   18. September 2024

Richard Powers

Die Wurzeln des Lebens

3* lesenswert

 

Staunend am Mammutbaum

In seinem Epos «Die Wurzeln des Lebens» verknüpft der US-amerikanische Schriftsteller Richard Powers seine Figuren mit den Bäumen, deren kommunizierendes Wurzelgeflecht im Boden einen Wald bildet. Seine Protagonisten sind auf ganz unterschiedliche Weise individuell und positiv mit Bäumen verknüpft, schätzen sie als äußerst wichtig ein für das Wohlergehen  .. [weiterlesen]

   14. September 2024

Colson Whitehead

Die Nickel Boys

3*  lesenswert

 

Unbegrenzte Gewalttätigkeit

Pulitzer-Preisträger Colson Whitehead hat mit «Die Nickelboys» zum zweiten Mal diesen begehrten Literaturpreis verliehen bekommen, was in der mehr als hundertjährigen Geschichte dieses Preises vor ihm erst dreimal geschehen ist. Er gehört damit zu den wichtigsten Schriftstellern der US-amerikanischen Literatur. Das große Vorbild ist für ihn Martin Luther King, den er in seinem Roman  .. [weiterlesen]

   11. September 2024

Miranda July

Auf allen Vieren

2* mäßig

 

No risk, no fun

In ihrem autofiktionalen Roman «Auf allen Vieren» erzählt die als Multitalent bekannte US-amerikanische Künstlerin und Autorin Miranda July von den Verwerfungen, denen Frauen kurz vor der Menopause ausgesetzt sind. Die 45jährige, namenlose Ich-Erzählerin erleidet einen Schock, als sie die auch im Buch abgebildete Grafik sieht, auf der, getrennt für Männer und Frauen  .. [weiterlesen]

   9. September 2024

Timon Karl Kaleyta

Heilung

1* miserabel

 

Metamorphose eines Gequälten

In seinem zweiten Roman mit dem Titel «Heilung» erzählt Timon Karl Kaleyta von einem Mann, der nicht mehr schlafen kann. Unter den Überschriften «Innen» und «Außen» des zweiteiligen Romans wird zunächst der verzweifelte Kampf des egozentrischen Ich-Erzählers gegen seine Schlaflosigkeit in einem vom Schauplatz her dem »Zauberberg» ähnelnden, exklusiven Resort in den Dolomiten geschildert. Dort .. [weiterlesen]

 

   6. September 2024

Louise Erdrich

Der Nachtwächter

4* erfreulich

 

Modernes Indianer-Epos

Mit dem Roman «Der Nachtwächter» öffnet die US-amerikanische Schriftstellerin Louise Erdrich einen aufschlussreichen Einblick in die Kämpfe der indigenen Bevölkerung gegen die geplante Assimilierung. Im Nachlass ihres indianischen Großvaters fand die Autorin viele Briefe von ihm an seine Kinder, die «eine Fundgrube für spannende, lustige, klischeeferne Alltags-Geschichten aus dem Reservat» .. [weiterlesen]

   2. September 2024

Ronya Othmann

Vierundsiebzig

2* mäßig

 

Nervige Arabesken

Der zweite Roman von Ronya Othmann mit dem kryptisch erscheinenden, tatsächlich aber für unsägliche Gräuel stehenden Titel «Vierundsiebzig» schließt an ihren Debütroman an. Der hat ebenfalls die Ethnie der Jesiden zum Thema, eine etwa eine Million Angehörige zählende Volksgruppe im Kurdengebiet zwischen Syrien, dem Irak und der Türkei. Diese auf keinen heiligen Schriften, sondern nur auf  .. [weiterlesen]

   30. August 2024

Stefanie Sargnagel

Iowa

4* erfreulich

 

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten

«Iowa», das neue Buch der unter ihrem Künstlernamen Stefanie Sargnagel schreibenden, österreichischen Schriftstellerin S. Sprengnagel, trägt den Untertitel «Ein Ausflug nach Amerika». Dieses fiktional angereicherte Reisetagebuch beschreibt einen Aufenthalt der Wiener Autorin in der Kleinstadt Grinnell, mitten in der Einöde Iowas. Das exklusive Elite-College von Grinnell hat sie 2022 zu einemi  .. [weiterlesen]

   28. August 2024

Michael Köhlmeier

Das Philosophenschiff

3* lesenswert

 

Falsch erzählt, aber gut erfunden

Zum riesigen Œuvre des österreichischen Schriftstellers Michael Köhlmeier ist nun der neue Roman «Das Philosophenschiff» hinzugekommen. Ein neugierig machender Buchtitel, der sich auf die Schiffe bezieht, mit denen die Bolschewiken unliebsame Intellektuelle ins Exil verfrachtet haben. Zu denen gehört auch die vierzehnjährige Tochter eines russisch-jüdischen Akademiker-Paares, die mit  .. [weiterlesen]

   26. August 2024

Dana von Suffrin

Nochmal von vorne

3* lesenswert

 

Da capo

Auch der zweite Roman von Dana von Suffrin mit dem Titel «Nochmal von vorne» widmet sich dem Thema jüdisches Leben in Deutschland, die promovierte Historikerin beschreibt darin die komplizierte Geschichte einer vierköpfigen Familie aus der Perspektive der jüngeren Tochter. Dabei deckt diese unverkennbar autobiografisch gefärbte, fragmentarisch erzählte Geschichte einen Zeitraum von  .. [weiterlesen]

   23. August 2024

Olga Torkaczuk

Unrast

5* erstklassig

 

Glückliches Polen

Die polnische Literatur-Nobelpreisträgerin Olga Tokarzuk hat 2007 ein Buch veröffentlicht, das in ihrer Heimat hoch gelobt wurde und zwei Jahre später dann unter dem Titel «Unrast» in deutscher Übersetzung erschien. Im Jahre 2018 wurde ihm schließlich der britische International Booker Prize verliehen. Die Resonanz in Deutschland war eher verhalten, und das Feuilleton war völlig uneins. Denn das als Roman  .. [weiterlesen]

 

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Letzte Bearbeitung am 19.11.2024